Neue Wechselausstellung im Hindemith Kabinett
Dass Werke von alten Meistern wie Gesualdo, Monteverdi, Biber oder Schütz heute ihren festen Platz im Musikleben gefunden haben, ist auch ein Verdienst von Paul Hindemith. Er gehörte seit den frühen 1920er Jahren zu den Pionieren der heute sogenannten „informierten Aufführungspraxis“. So entdeckte er für sich das Spiel auf der Viola d’amore, einem damals weithin vergessenen Instrument aus dem 18. Jahrhundert. Er suchte in Bibliotheken und Archiven nach geeigneten Stücken, transkribierte sie und arbeitete die Generalbasspartien nach den damaligen Gepflogenheiten aus. In den 1930er Jahren musizierte er mit seinen Studenten an der Berliner Musikhochschule auf historischen Instrumenten. Mittelalterliche Organa, Vokal- und Instrumentalwerke der Renaissance und des Frühbarock standen auf den Programmen des Collegium Musicum an der Yale University, das er bis 1953 leitete. 1954 präsentierte er in Wien Claudio Monteverdis Oper „Orfeo“ auf historischen Instrumenten – ein Ereignis, das für den Cellisten und Dirigenten Nikolaus Harnoncourt regelrecht ein Erweckungserlebnis bedeutete: „Mir war Monteverdi nur aus der Musikgeschichte bekannt, bis ich bei den Wiener Festwochen 1954 für eine von Paul Hindemith geleitete Aufführung des ›Orfeo‹ meine alten Instrumente samt Musikern zur Verfügung stellte. Diese Aufführung hatte bei mir die Wirkung eines Blitzschlages. Ab sofort habe ich mich mit der Musik Monteverdis beschäftigt.«
Die Ausstellung ist im Rahmen der üblichen Öffnungszeiten des Kuhhirtenturms zu besichtigen (sonntags 11-18 Uhr).
Dauer der Wechselausstellung: voraussichtlich bis Oktober 2021