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TITEL
Nobilissima Visione
UNTERTITEL
Fassung für großes Orchester
JAHR
1939
KATEGORIE
Serie 01: Bühnenwerke I,13
WIDMUNG
SATZBEZEICHNUNG
1. Einleitung und Lied des Troubadours („Ce fut en mai“) – 2. Tuchkäufer und Bettler – 3. Der Ritter – 4. Marsch – 5. Erscheinung der drei Frauen – 6. Festmusik – 7. Schluss des Festes – 8. Meditation – 9. Geigenspiel. Der Wolf – 10. Kärgliche Hochzeit – 11. Incipiunt laudes creaturarum
BESETZUNG
• Personen: 5 Tänzer – 3 Tänzerinnen – Tanzgruppe • Orchester: 2 (auch Picc.) / 2 / 2 / 2 – 4 / 2 / 3 / 1 – P. S. (Tamb / KlTr / Rühttr / grTr / Tgl / Beck / Glsp: 3 Spieler) – Str.
DAUER
50’
ERSTAUFFUEHRUNG
22.5.1939 Florenz, Teatro communale, Ballet Russe de Monte Carlo Dirigent: Paul Hindemith Choreographie: Léonide Massine Bühnenbild und Kostüme: Pavel Tchelitchew
AUSGABEN
• Erstausgabe der Partitur: 1976• Erstdruck der Stimmen mit Ergänzungsstimmen. Fassungen für kleines und großes Orchester: 1938/1961 Weitere Ausgaben:• In: Hindemith-GA Band I, 13: Ballette II, hg. von Luitgard Schader, Mainz 2015 (PHA 113) • Klavierauszug Edition Schott ED 3205
QUELLEN
Autographe QuellenAutographer Stimmensatz von 7 Ergänzungsstimmen Oboe 2: 10 S. Fg 2: 10 S. Hr 3: 8 S. Hr 4: 8 S. Pos 2: 8 S. Pos. 3: 8 S. Tb: 4 S. • Datierung: [19. Mai 1939] • Aufbewahrungsort: Hindemith Institut Frankfurt (aus dem Nachlass von Paul Hindemith)
KEYWORDS
Ballett, ballet
BEMERKUNGEN
INHALTFranz, ein begabter Troubadour, ist der Sohn des reichen Tuchhändlers Bernadone in Assisi. Einen Bettler, der um ein Almosen bittet, jagt er zunächst weg, läuft ihm dann aber nach und gibt ihm etwas Geld. Die Begegnung mit einem Ritter weckt in ihm das Interesse am Abenteuerleben. Zusammen mit drei Freunden zieht er fort. – Franz erlebt, wie Soldaten vor den Augen des Ritters, den er so bewundert hat, eine reiche Familie überfallen. Auf seine Bitte, er möge den Soldaten Einhalt gebieten, wird er niedergeschlagen und entwaffnet. – In einer Vision begegnet Franz den allegorischen Figuren der Demut, Keuschheit und Armut. – Bei einem Fest verspürt Franz wenig Freude am Tanz und kann auch nicht mehr so ausdrucksvoll singen wie früher. Amüsiert krönen ihn die Festgäste mit einer Narrenkrone. Franz widersetzt sich ihren Schmähungen und verteilt Essen an eine Gruppe von Bettlern. Eine Auseinandersetzung mit Bernadone macht ihm klar, dass ihn nichts mehr mit seinem früheren Leben verbindet. Er legt seine Gewänder ab und geht fort, bekleidet nur mit einem alten Tuch, das ihm ein Bettler gibt. – Franz’ Gebet vor einer Kapelle mündet in überwältigender Glückseligkeit. Als seine Freunde aus Angst vor einem gefährlichen Wolf herbeirennen, bezähmt er das Tier, indem er auf zwei Stöcken Geige spielt. Von den Freunden bewacht, legt er sich zum Schlafen auf den nackten Boden. Als Frau Armut erscheint, erwacht er, tritt auf sie zu, umarmt sie und feiert Hochzeit mit ihr. Nach dem Brautmahl, bestehend aus Wasser und Brot, beginnt Franz zu tanzen. Seine Ekstase steigert sich bis zur göttlichen Eingebung des Sonnengesangs, dessen symbolische Gestalten nun in einem großen Zug vorbeiziehen. Die drei Freunde verehren das neue Paar, Franz und Frau Armut.KOMMENTAR Der Tänzer und Choreograph Léonide Massine regte Hindemith im Oktober 1936 zur Zusammenarbeit an einem Ballettprojekt an. Bei einem Treffen in Florenz im Mai 1937 sah Hindemith die San-Francesco-Fresken des Giotto in der Kirche Santa Croce, die ihn dazu inspirierten, das Leben des Franz von Assisi als Sujet zu wählen. Den Ballettplan entwickelten Massine und Hindemith gemeinsam im September 1937, am 4. Februar 1938 war die Komposition vollendet. In Nobilissima Visione werden die stilistischen Merkmale hörbar, die bereits für die Oper Mathis der Maler charakteristisch waren: streicherdominierter Orchesterklang, tonale Zentrierung und Integration präexistenter Musik in das eigene Werk: Das bekannte mittelalterliche Trouvère-Lied „Ce fut en mai“ dient als Kernsub stanz der Komposition. Den Schlusssatz gestaltete Hindemith als Passacaglia über ein sechstaktiges Thema, das von den Blechbläsern exponiert wird. In seinen Erinnerungen schrieb Massine: „Nobilissima Visione war in Wirklichkeit überhaupt kein Ballett. Es war eine dramatische und choreographische Darstellung vom Leben des heiligen Franziskus, in der Hindemith, Tcheliechew und ich versuchten, durchweg eine Stimmung mystischer Erhebung zu schaffen und zu bewahren.“ Von den elf Nummern des Balletts stellte Hindemith eine Auswahl von fünf Stücken zusammen, die als Orchestersuite im September 1938 in Venedig uraufgeführt wurde. Im Unterschied zur Orchestersuite, die längst Eingang in das Orchesterrepertoire gefunden hat, ist die vollständige Ballettmusik selten zu hören.