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TITEL
Lehrstück
UNTERTITEL
Text von Bertolt Brecht
JAHR
1929
KATEGORIE
Serie 01: Bühnenwerke I,6
WIDMUNG
SATZBEZEICHNUNG
BESETZUNG
• Personen: Erste Männerstimme (Flieger) (Tenor) – Zweite Männerstimme (Bariton oder Baß) (aus dem Chor ad lib.) – Sprecher oder Sprecherin – Chor – Tänzer oder Tänzerin – Drei Clowns – Einzelne Sängerinnen und Sänger aus der Menge – Die Menge • Orchester: in beliebiger Stärke und Zusammensetzung (Streicher oder/und Bläser): Stimmen hoch, mittel, tief, jeweils auch geteilt • Fernorchester (Blechbläser): 2 Tromp. / 2 Flügelhr. / 2 Ten.-Hr. / 2 Pos. / Baßtuba (Erweiterungen oder Ersatz durch Waldhörner, Saxophone, Baritone oder einzelne Holzbläser sind möglich)
DAUER
50’ / ein Bühnenbild
ERSTAUFFUEHRUNG
28.7.1929 Baden-Baden, Deutsche Kammermusik Baden-Baden Dirigenten: Alfons Dressel und Ernst Wolff Regie: Bertolt Brecht Kostüme: Heinz Porep
AUSGABEN
• Erstausgabe der Partitur: Oktober 1929 • Erstausgabe der Chorpartitur: Oktober 1930 Weitere Ausgaben:• In: Hindemith-GA: Band I, 6: Szenische Versuche, hg. von Rudolf Stephan, Mainz 1982 (PHA 106) • Studienpartitur Edition Schott ED 1500 • Chorpartitur Edition Schott ED 1500-01 • Klavierauszug (engl.) Edition Schott ED 6597
QUELLEN
Autographe QuellenPartitur • Titel: "Lehrstück | Paul Hindemith Musik | Bertolt Brecht Text | 1929. | Partitur" • Umfang: 51 S. • Datierung: 1929 • Aufbewahrungsort: Hindemith Institut Frankfurt (aus dem Archiv des Verlags Schott Music, Mainz) Paukenstimme • Umfang: 1 Blatt • Aufbewahrungsort: Hindemith Institut Frankfurt (aus dem Nachlass von Paul Hindemith) Kopie der Partitur • Umfang: 41 beschriebene Seiten • Schreiber: "Notenschreib-Büro | Kapellmeister Dr. Wohlauer | Berlin W, Ansbacher Straße 8 | Bavaria 3946" • Aufbewahrungsort: Hindemith Institut Frankfurt (aus dem Nachlass von Paul Hindemith) • Bemerkung: Das Manuskript überliefert eine Frühfassung des Werkes.
KEYWORDS
Bühnenwerke, stage works, opera
BEMERKUNGEN
INHALTDas abstrakte Lehrstück bildet das inhaltliche Pendant zu dem als Gemeinschaftswerk von Bert Brecht, Hindemith und Kurt Weill entstandenen Radiostück Der Lindberghflug. Wird im Lindberghflug am konkreten Beispiel des erfolgreichen Ozeanflugs des Amerikaners Charles Lindbergh die Beherrschung der Technik durch den Menschen gefeiert, so thematisiert das Lehrstück die grundsätzliche Problematik, mit welchen Konsequenzen ein Mensch zu rechnen hat, wenn er die Macht der Technik überschätzt und sich dadurch über andere erheben will. Im Versagen der Technik – symbolisiert durch den Absturz des Fliegers – muss er erkennen, dass Macht zum Untergang führt, wenn sie keinen Nutzen für die Allgemeinheit besitzt. Solche Überheblichkeit kann nur die Degradierung zum „Niemand“ und am Ende den Tod zur Folge haben.KOMMENTAR Im März 1929 äußerte sich Hindemith erstmals zu Plänen für eine „Art Volks-Oratorium“, das er mit Brecht erarbeiten wollte. Die Uraufführung im Rahmen der Baden-Badener Kammermusiktage 1929 zog – insbesondere wegen der sogenannten Clown-Szene und eines provozierenden Filmausschnitts – einen Skandal nach sich, der wesentlich dazu beitrug, dass Hindemiths Komposition rasch bekannt wurde. Nachdem Hindemith noch im Januar 1930 über eine weitere Zusammenarbeit mit Brecht verhandelt hatte, kam es im Lauf des Jahres zum endgültigen Zerwürfnis. Wie Hindemith im Vorwort zur Partitur formuliert hatte, betrachtete er das Stück als ein musikpädagogisches Experimentierfeld zu dem Zweck, „alle Anwesenden an der Ausführung eines Werkes zu beteiligen […]. Der in der Partitur angegebene Verlauf ist demnach mehr Vorschlag als Vorschrift. Auslassungen, Zusätze und Umstellungen sind möglich.“ Mit dieser Haltung lief Hindemith Brechts politisch- gesellschaftlichen Intentionen zuwider, die dieser mit dem Genre Lehrstück anstrebte. In der Folge distanzierte sich der Dichter vehement von der Fassung der Uraufführung und publizierte wenig später eine in ihrer politisch-gesellschaftlichen Aussage veränderte Version des Stücks unter dem Titel Das Badener Lehrstück vom Einverständnis. Die einfache, lapidar-plakative und dabei eindringliche Musik des Lehrstücks entspricht Hindemiths Forderungen nach niveauvoller Gebrauchsmusik, die er in den späten 1920er Jahren aufgestellt hatte. Dem Charakter des intendierten „Gemeinschaftsspiels“ entsprechend sind Details der Besetzung bewusst offengelassen.