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TITEL
Neues vom Tage
UNTERTITEL
Lustige Oper in drei Teilen. Text von Marcellus Schiffer
JAHR
1928-30
KATEGORIE
Serie 01: Bühnenwerke I,7
WIDMUNG
SATZBEZEICHNUNG
BESETZUNG
• Personen: Laura (Sopran) – Eduard (Bariton) – Der schöne Herr Hermann (Tenor) – Herr M. (Tenor) – Frau M. (Mezzosopran) – Ein Hoteldirektor (Baß) – Ein Standesbeamter (Baß) – Ein Fremdenführer (Baß) – Ein Zimmermädchen (Sopran) – Ein Oberkellner (Tenor) – Sechs Manager (2 Tenöre – 2 Baritone – 2 Bässe) – Chor • Orchester: 2 (beide auch Picc.) / 1 / Engl. Hr. / Klar (Es) / 1 / Baßklar. / Alt-Sax. / 2 / Kontrafag. – 1 / 2 / 2 / 1 / S. (Trgl. / gr. Gong / Zimb. [kl. Beck] / Beck. / Beckenpaar / Tomt. /kl. Tr. / gr. Tr. / 3 elektr. Klingeln / Glspl. / Xyl.: 4 Spieler) – Mand. / Banjo / Hfe. / Klav. (2 hd.) / Klav. (4 hd.) – Str. (6 / 0 / 4 / 4 / 4)
DAUER
110’ / elf Bühnenbilder
ERSTAUFFUEHRUNG
8.6.1929 Berlin, Krolloper Dirigent: Otto Klemperer Spielleitung: Ernst Legal Bühnenbild: Traugott Müller
AUSGABEN
• Erstausgabe der Partitur: Mai 1929 • Erstausgabe des Klavierauszugs: 1. April 1929 Weitere Ausgaben: • Hindemith-GA Band I, 7: Neues vom Tage, hg. von Giselher Schubert, Mainz 2003 (PHA 107-10 und PHA 107-20) • Klavierauszug Edition Schott ED 3233 • Textbuch BN 3373-01
QUELLEN
Autographe QuellenMit Ausnahme einer faksimilierten Partiturseite in der Zeitschrift "Die Musik" 21 (1929), Heft 11, nach S. 820, haben sich keine autographen Quellen zum Notentext erhalten. Textmanuskript einer frühen Fassung der ersten beiden Bilder • Umfang: 12 S. • Datierung: April/Mai 1928 • Aufbewahrungsort: Hindemith Institut Frankfurt (aus dem Archiv des Verlags Schott Music, Mainz)
KEYWORDS
Bühnenwerke, Oper, stage works, opera
BEMERKUNGEN
INHALTEin heftiger Streit führt das Ehepaar Laura und Eduard zum Entschluss, sich scheiden zu lassen. Herr und Frau M. lassen sich in den Streit mit der Folge hineinziehen, dass sie sich ebenfalls scheiden lassen wollen. Auf dem Standesamt treffen sie sich wieder: Herr und Frau M. sind glücklich geschieden, weil sie in der Gestalt des schönen Herrn Hermann vom Büro für Familienangelegenheiten GmbH einen Scheidungsgrund mieten konnten. Laura und Eduard mieten ihn ebenfalls und verabreden ein verfängliches Treffen von Laura und Hermann in einem Museum, bei dem Eduard sie überraschen soll. Beim Anblick der fingierten Liebesszene wird Eduard allerdings tatsächlich eifersüchtig, zerschlägt eine wertvolle Statue und wird als Vandale ins Gefängnis geworfen. Laura zieht in ein Hotel und nimmt ein Bad. Hermann, der sich in Laura verliebt hat, bedrängt sie dort. Als Frau M., der Hermann gleichfalls seine Liebe gestanden hatte, hinzutritt, fühlt sie sich von den beiden hintergangen und ruft, um einen Skandal zu provozieren, das Hotelpersonal zusammen. Alle bis auf Frau M. beklagen die Peinlichkeit dieser Situation. Eduard erfährt im Gefängnis von dem Skandal, während Laura im Hotelzimmer die reißerischen Schlagzeilen über ihren Fall lesen muss. Nach seiner Entlassung stellt Eduard fest, dass er den Museumsschaden nicht bezahlen kann. Manager engagieren das Paar für Auftritte in Theatern und Varietees, bei denen sie als Skandalattraktion der Saison ihren „Fall“ nachspielen. Damit verdienen sie genug Geld, um alle Schulden bezahlen zu können, und wollen sich, wieder ausgesöhnt, ins Private zurückziehen. Doch die durch die Presse repräsentierte öffentliche Meinung zwingt sie dazu, als Abgestempelte ihren Fall als das „Neueste vom Tage“ immer weiter zu spielen.KOMMENTAR Hindemith und sein Librettist Marcellus Schiffer, der geistreichste und erfolgreichste Revue-Autor der Zeit, greifen die zwischen Kabarett und großer „Show“ angesiedelten Mittel der Berliner Zeitrevuen der späten 1920er Jahre auf und nutzen sie für die neue Form der Zeitoper. Sie gestalten diesen Operntyp jedoch als Satire auf die modernen gesellschaftlichen Verkehrsformen aus und bieten mit der ins moderne Milieu verlegten Handlung Zeitkritik ohne überheblichen, rechthaberischen Zynismus. Die Protagonisten verhalten sich „sachlich“, spielen Rollen und drücken sich indirektkonventionell aus. Und immer wenn sie aus der Rolle fallen und ein „Gefühl“ – Zorn, Eifersucht oder Liebe – hervorbricht, wirkt es peinlich-albern und führt in die Katastrophe. Alfred Einstein schrieb nach der Uraufführung: „Gleich die orchestrale Einleitung ist ein Präludium zu einem teuflischen Puppenspiel, mit einer eigentümlich schönen Holzbläser-Episode vor dem Schluss; das Interludium nach dem zweiten Bild brüllt verzweifelt in den Posaunen; alle Zwischenspiele besitzen die rhythmische Beschwingtheit, die Hindemiths Eigenstes ist. Aus einem tollen Fugato eines zwei- und vierhändigen Klaviers erwächst einmal eine ganze Duettszene heraus; alles ist geformt, manches – wie das kantatenhafte Finale im Hotelbad – sogar zu allzu starkem musikalischen Übergewicht geführt. Aber dieser Formalismus hat seinen dramatischen Sinn. Die Szene auf dem Standesamt hat etwas Traumhaftes, und dies Traumhafte steigert sich zum Zeitsymbolischen in dem Septett, da sechs Manager dem verzweifelten Helden ihre Propositionen machen: dieser Marsch in C-Dur ist der innere Höhepunkt des Dramas, hier schlägt das Buffoneske um ins Grandiose – dieser Augenblick wird bleiben als künstlerisches Abbild unserer Situation, unserer Amerikanisierung: Abbild und Kritik zugleich. Hier berührt sich das Zeitkunstwerk mit dem ‚Ewigkeitswerk’.“