AKTUELLES 2019
Neuerscheinung: Hindemith-Jahrbuch / Annales Hindemith 2019/XLVIII
Das Jahrbuch 2019/XLVIII spannt den Bogen von Hindemiths frühen Jahren als Kompositionsschüler bei Bernhard Sekles an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt/Main bis zu seinem späten Hauptwerk, der Oper Die Harmonie der Welt (1956/57). Tomi Mäkelä stellt Sekles in seinem Beitrag als weltoffenen Kompositionslehrer vor, der seine Schüler individuell förderte und ihnen Raum zur Entfaltung bot. Das besondere Verhältnis von Paul Hindemith zu Sekles, der seinen hochbegabten Schüler 1919 mit den Worten lobte, er sei das stärkste Talent, das ich je gehabt habe [...], untersucht Susanne Schaal-Gotthardt.
Hindemiths Bedürfnis, für bestimmte Zwecke und bestimmte Zielgruppen zu komponieren, manifestiert sich u. a. in seinem Spiel für Kinder Wir bauen eine Stadt. Luitgard Schader folgt Spuren, die auf Bauhaus-Ideen zurückgehen und Hindemiths Offenheit gegenüber pädagogischen Experimenten dokumentieren.
Hindemiths Lied Pietà aus der Neufassung seines monumentalen Liederzyklus Das Marienleben (1948) analysiert Michael Heinemann und konstatiert eine klangliche Ambivalenz, die von Hindemith bewusst gesetzt wird, um den heilsgeschichtlichen Platz Marias zu akzentuieren.
Aus Sicht des Juristen betrachtet Ulrich Fischer die rechtshistorischen Grundlagen der Gerichtsszene in Hindemiths 1957 uraufgeführter Oper Die Harmonie der Welt, in der die Mutter des Protagonisten Johannes Kepler der Hexerei angeklagt wird. Fischer beleuchtet die dargestellte Szene vor dem Hintergrund der überlieferten rechtsgeschichtlichen Fakten zu diesem Prozess, der im August 1621 in Güglingen stattfand.
(HJW)
Hindemith-Jahrbuch / Annales Hindemith 2019/XLVIII
Herausgeber: Hindemith Institut Frankfurt im Auftrag der Fondation Hindemith, Blonay (CH)
Mainz: Schott 2019
ISBN-13: 978-3-7957-1873-2
ISSN: 0172-596X
Die Hindemith Tage 2019 präsentieren eine Fülle unterschiedlicher Veranstaltungen: Konzerte mit Studierenden und Lehrenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) sowie Chorkonzerte des Figuralchors Frankfurt, außerdem die Verleihung des Hindemith-Preises der Stadt Hanau an den Pianisten, Dirigenten und Komponisten Olli Mustonen.
Zur Eröffnung der Hindemith Tage 2019 feiern wir "100 Jahre Hindemith - Schott" und stellen aus diesem Anlass den Briefwechsel zwischen Hindemith und seinem Mainzer Verlagshaus vor, begleitet von einem Klavierrecital mit Olli Mustonen. Ein fiktives Rundfunkgespräch zwischen Hindemith und dem Musikkritiker Theodor W. Adorno – aus dem Kuhhirtenturm live auf UKW übertragen – lässt die Pionierzeit des Radios auferstehen. Im Zentrum steht immer Hindemiths Musik – von draufgängerischen Werken aus den wilden Zwanzigern bis zu den raffinierten Kanonkünsten der späten Jahre.
Partner bei diesem Kooperationsprojekt der HfMDK und des Hindemith Instituts Frankfurt sind in diesem Jahr die Stadt Hanau, der Verlag Schott Music in Mainz, die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Figuralchor Frankfurt und die Radio-Runde Neues Frankfurt – lassen Sie sich überraschen!
Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, ist Schirmherrin der Hindemith Tage 2019. Zu allen Veranstaltungen sind Sie herzlich eingeladen. Wir freuen uns auf Sie!
Hindemith-Preis der Stadt Hanau 2019
Olli Mustonen erhält den Hindemith-Preis der Stadt Hanau 2019
Der Hindemith-Preis der Stadt Hanau geht 2019 an den international renommierten Dirigenten, Komponisten und Pianisten Olli Mustonen. In seiner letzten Sitzung ist der Magistrat dem gemeinsamen Vorschlag des Stiftungsrats der Hindemith-Stiftung und Oberbürgermeister Claus Kaminsky gefolgt und hat jüngst beschlossen, den renommierten Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, dieses Jahr dem international hochgeschätzten Maestro zu verleihen. "Mit seinem weltweiten Ansehen für seine herausragenden musikalischen Fähigkeiten ist Olli Mustonen ein sehr würdiger Preisträger des Hindemith-Preises der Stadt Hanau 2019 – ganz im Sinne des großen Sohn Hanaus Paul Hindemith, der sich als Musiker, Komponist und Dirigent Anfang des 20. Jahrhunderts für die alte wie zeitgenössische Musik einsetzte", kommentierte Oberbürgermeister Kaminsky die Entscheidung.
Mustonen gilt aufgrund seiner Vielseitigkeit als eine Ausnahmeerscheinung im internationalen Musikleben. In dieser Vielseitigkeit sieht er in Paul Hindemith ein Vorbild, wie er 2012 in einem Interwiew bekannte. So befasst er sich seit vielen Jahren mit dem Œuvre von Paul Hindemith und platziert es regelmäßig in seinen Konzertprogrammen. Eine hochgelobte Einspielung des grandiosen Klavierzyklus "Ludus tonalis" publizierte er bereits 1996, 2003 nahm er Hindemiths Konzertwerk "Die vier Temperamente" auf. Seit 2007 hat er auch Hindemiths lange verschollene, erst 2004 uraufgeführte "Klaviermusik mit Orchester" op. 29 (Klavier: linke Hand) im Repertoire und spielte 2012 die englische Erstaufführung dieses Werks. In jüngster Zeit setzte er sich außerdem vermehrt als Dirigent mit Hindemith auseinander: Mit dem Orchesterwerk "Symphonic Metamorphosis" gastierte er zuletzt in Italien, Finnland und Schweden.
Die Verleihung des Preises wird am 24. November in Hanau stattfinden.
100 Jahre Hindemith - Schott
Vor genau 100 Jahren, im Herbst 1919, unterzeichnete Paul Hindemith seinen ersten Vertrag mit dem Mainzer Verlagshaus B. Schott’s Söhne. Er besiegelte damit eine Verbindung, die bis zum heutigen Tag – inzwischen von seiner Rechtsnachfolgerin, der Fondation Hindemith Blonay, – weitergeführt wird. Aus Anlass dieses Jubiläums präsentiert das Hindemith Institut Frankfurt die Edition Hindemith–Schott. Der Briefwechsel. Publiziert werden rund 2800 Schriftstücke von Hindemith und seiner Frau Gertrud sowie den damaligen Verlagsinhabern Ludwig und Willy Strecker und weiteren Mitarbeitern. Sie zeichnen über einen Zeitraum von 1919 bis 1967 nicht nur ein lebendiges Bild von Hindemiths Beziehung zu seinen Verlegern, aus der sich über die Jahrzehnte hinweg auch freundschaftliche Bindungen entwickelten, sondern gewähren exklusive Einblicke in die künstlerischen Entwicklungen und politischen Verwerfungen der Moderne – ein bedeutendes Dokument der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Die Vorstellung des Briefwechsels mit einem Fachvortrag und Rezitation aus der Publikation findet am 14. November 2019 um 18.30 Uhr in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz statt. Die Veranstaltung wird musikalisch gekrönt mit einem Konzert von Olli Mustonen, der Hindemiths Klavierzyklus Ludus tonalis (1942) präsentiert. Der 1967 in Helsinki geborene Pianist konzertiert seit vielen Jahren weltweit mit renommierten Orchestern und unter namhaften Dirigenten, seine Klavierabende führten ihn auf die Podien der großen Musikhauptstädte der Welt. Inzwischen hat er auch als Dirigent mit allen bedeutenden Orchestern Finnlands und zahlreichen internationalen Spitzenklangkörpern gearbeitet und feiert darüber hinaus weltweit Erfolge als Komponist. Für sein Schaffen, in dem auch die Musik Hindemiths seit vielen Jahren eine prominente Rolle spielt, wird Olli Mustonen mit dem Hindemith-Preis der Stadt Hanau 2019 geehrt.
Zum Programm
Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2019
Die kasachische Komponistin Aigerim Seilova erhält den Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2019. Seilova, die 1987 in Kasachstan geboren wurde und heute mit ihrer Familie in Hamburg lebt, studierte Klavier an nationalen und internationalen Musikhochschulen sowie Komposition am Moskauer Konservatorium. Sie komponiert für Soloinstrumente, kammermusikalische Besetzungen und Orchester. Ihre Arbeit besteche „durch eine hohe Professionalität im kompositorischen Handwerk und durch eine originelle Klangsprache“, sagte Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Er ist zugleich Vorsitzender der Jury des Hindemith-Preises, dem außerdem Vertreterinnen und Vertreter der Freien und Hansestadt Hamburg sowie des Landes Schleswig-Holstein, der Fondation Hindemith, der Gerhard Trede Stiftung, der Musikhochschule Lübeck sowie der Franz Wirth Gedächtnis Stiftung angehören. Der Hindemith-Preis, der in diesem Jahr zum 30. Mal verliehen wird, gehört mit 20.000 Euro zu den höchstdotierten Kompositionspreisen in Deutschland.
Weitere Informationen: www.shmf.de/de/hindemith-preis-2019
Neujahrskonzert der Jungen Deutschen Philharmonie
Sonntag, 13. Januar 2019, 18.00 Uhr Alte Oper Frankfurt am Main
Paul Hindemith (1895–1963): Mathis der Maler, Sinfonie (1933/34)
Alexander Skrjabin (1871–1915): Poème de l’Extase op. 54
Modest Mussorgski (1839–1881): Bilder einer Ausstellung (1874), arr. Maurice Ravel (1922)
hr2-kultur sendet einen Live-Mitschnitt des Konzerts am 1. Februar 2019 um 20.04 Uhr.