Paul Hindemith: Violin Sonatas
Tanja Becker-Bender (violin), Péter Nagy (piano).
hyperion CDA68014 (2013)
Um es vorwegzunehmen: Mit der vorliegenden Aufnahme aller Sonaten für Violine und Klavier setzen Tanja Becker-Bender und Péter Nagy Maßstäbe. Das gilt sowohl für die Einspielung der beiden frühen Werke als auch für die der Kompositionen aus den 1930er Jahren. In den Sonaten op. 11, 1918 während Hindemiths Zeit als Soldat an der Front in Frankreich entstanden, akzentuieren Becker-Bender und Nagy deutlich die unterschiedlichen stilistischen Ebenen, derer sich der noch junge Komponist bediente. So verleihen sie dem explosiven Hauptthema im Kopfsatz der ersten Sonate einen fulminanten Schwung; erschütternd und ergreifend wirkt dagegen die fahle, introvertierte Atmosphäre im zweiten Satz. Die stilistische Abgeklärtheit, die Hindemith in den Werken der 1930er Jahre erreicht hat, wirkt bei Becker-Bender und Nagy keineswegs spröde oder nüchtern: Den zweiten Satz der Sonate in E (1935) mit seinem versonnenen und abgeklärten Beginn und dem temperamentvollen Mittelteil gestalten sie äußerst abwechslungsreich und mit ausgefeilter dynamischer Flexibilität. Mit großer Klanggeste eröffnen sie die Sonate in C (1939), der tänzerische Mittelteil des zweiten Satzes präsentiert sich farbenreich, und die großangelegte Fuge des Schlusssatzes wirkt bei Becker-Bender und Nagy alles andere als akademisch. Die Meditation aus dem Ballett Nobilissima Visione (1938) rundet diese durchweg gelungene CD ab.
Susanne Schaal-Gotthardt