Paul Hindemith: Piano Sonata No. 1 (1936) / Piano Sonata No. 2 (1936) / Piano Sonata No. 3 (1936) / Variations (discarded second movement from Piano Sonata No. 1)
Markus Becker (piano)
Hyperion CDA67977 (2013)
Ein Meilenstein in der Interpretationsgeschichte dieser innerhalb eines Jahres entstandenen Werkgruppe! Becker versteht es meisterhaft, die dichten kontrapunktischen Abschnitte transparent darzustellen und dabei weite Spannungsbögen zu zeichnen. Insbesondere in der monumentalen 1. Sonate arbeitete er gehaltvoll die poetischen Momente heraus und trifft den Tonfall des Hölderlinschen Gedichts "Der Main", das "die Anregung zur Komposition dieser Sonate" gab. Die thematischen Bezüge zwischen einzelnen Sätzen modelliert er prägnant und stellt gedankenreiche Bezüge her. Das aus Steigerungswellen sich auftürmende Finale gestaltet Becker dank seiner Phrasierungsgabe zu einer wahren Apotheose. Als "kleine Schwester" zur ersten Sonate hatte Hindemith die Sonate in G konzipiert. Becker versteht es in dieser "Miniatur", die fein ziselierten Züge herauszuarbeiten und mit sensibler Anschlagskunst zu differenzieren. In der dritten Sonate reflektiert Hindemith die Geschichte der Gattung "Klaviersonate" und stellt traditionelle Gestaltungselemente in neue Zusammenhänge. Beckers stupende Technik stellt sich insbesondere in der komplexen Doppelfuge des Schlußsatzes ganz in den Dienst dramaturgischer Gestaltung. Summa summarum: eine Aufnahme auf Referenzniveau!
Heinz-Jürgen Winkler