Bratsche!
Paul Hindemith: Sonata op. 11 no. 4 for viola and piano (1919) / Sonata op. 25 no. 1 for solo viola (1922) / Der Schwanendreher. Konzert nach alten Volksliedern für Solo-Bratsche und kleines Orchester (1935) / Trauermusik (1936)
Antoine Tamestit (viola), Markus Hadulla (piano), hr-Sinfonieorchester,
Paavo Järvi
naïve V 5329 (2013)
Ein weiteres Highlight im Hindemith-Gedenkjahr 2013! Mit sonorem Ton und klanglicher Raffinesse interpretiert der junge französische Bratscher die frühe Sonate op. 11 Nr. 4. Gerade die an Debussy erinnernden Passagen gestalten die beiden Interpreten klangintensiv und bezwingend. Zum großartigen Eindruck dieser Interpretation trägt nicht zuletzt die sensible Begleitung Hadullas bei. Phänomenal, mit welch immenser Virtuosität und welch gedankenreichem Esprit Tamestit die legendäre Solo-Bratschensonate anpackt! Hier spürt man vom ersten Ton an, dass es um alles geht. Um so kontrastreicher die nach innen horchende Deutung des langsamen Mittelteils. Mit Paavo Järvi und dem hr-Sinfonieorchester hat Tamestit ausgewiesene Hindemith-Afficionados gefunden, die mit einer kaum zu überbietenden Präzision das farbenfrohe Spiel des Spielmann-Solisten unterlegen. Sowohl die virtuosen Momente des Konzerts als auch die natürliche Kantabilität der alten Volksweisen kommen eindrucksvoll zur Geltung. In der auf den Tod des englischen Königs Georges V. spontan komponierten Trauermusik vermitteln die Interpreten eine melancholisch-nachdenkliche Atmosphäre, die insbesondere im letzten Teil mit dem Choral "Für deinen Thron tret ich hiermit" durch die ätherisch wirkenden Solo-Einschübe zwischen den Choralabschnitten evoziert wird.
Heinz-Jürgen Winkler