Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals
Den Hindemith-Preis erhält in diesem Jahr der österreichische Komponist Bernd Richard Deutsch. 1977 in Mödling geboren, studierte er von 1995 bis 2003 Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Mehrere Teilnahmen an Workshops und Sommerakademien ergänzten seine Studien. Bernd Richard Deutsch, der bereits eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten hat, lebt als freischaffender Komponist in Wien.
Die Preisverleihung findet am 21. Juli 2014 in Reinbek im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals statt. Das Nathan Quartett wird neben dem Streichquartett Nr. 2 von Deutsch auch Hindemith's “Ouverture zum Fliegenden Holländer, wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt” für Streichquartett spielen.
Wie sind Sie zum Komponieren gekommen?
Schon sehr früh habe ich eine große Liebe zur Musik entwickelt und damit begonnen, mich intensiv mit Musik der Wiener Klassik zu befassen. Von dort aus habe ich mir die Musikgeschichte, vor allem die des 19. und 20. Jahrhunderts, erobert. Aus dieser Beschäftigung erwuchs allmählich der Wunsch, selbst kreativ zu werden und meine eigene Musik zu erschaffen. Da ich damals noch gar kein Musikinstrument beherrschte, vollzogen sich diese kreativen Prozesse zunächst nur in meinem Kopf: Wenn ich Musik hörte, versuchte ich mir immer vorzustellen, wie ich sie denn selbst weiterkomponieren würde. Die ersten echten Kompositionsversuche habe ich unternommen, als ich 15 Jahre alt war.
Welche Impulse haben Sie zu Beginn Ihrer Arbeit als Komponist erhalten?
Wichtig waren für mich – während meiner Studienzeit in Wien – einerseits natürlich die Komponisten der Zweiten Wiener Schule, und von diesen vor allem Alban Berg. Andererseits habe ich mich aber auch immer schon intensiv mit Igor Strawinsky befasst. Die Gegensätzlichkeit, die lange Zeit zwischen Strawinsky und der Schönberg-Schule gesehen wurde, empfinde ich überhaupt nicht; ich versuche vielmehr, beide Seiten dieser Medaille für mich fruchtbar zu machen.
Was verbindet Sie mit Paul Hindemith?
Meine erste Berührung mit der Musik Hindemiths war die Inszenierung des „Cardillac“ an der Wiener Staatsoper, die ich Anfang der 1990er Jahre gesehen habe. Dieses Werk fasziniert mich seit damals sehr. Später habe ich auch weitere Werke Hindemiths kennengelernt, darunter auch die Fagottsonate, die ich während meines Fagott-Studiums selbst gespielt habe. Und Hindemiths „Übungsbuch für elementare Musiktheorie“ diente am Konservatorium als Unterrichtsmaterial, begleitete mich also von meinen Anfängen an.
Der Hindemith-Preis des SHMF ist verbunden mit einem Kompositionsauftrag. Können Sie uns schon etwas über das neue Stück verraten?
Der Auftrag erging für ein Kammermusikwerk mit maximal vier Musikern. Entsprechend dieser Vorgabe habe ich vor, ein Stück für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuge zu schreiben. Diese Instrumentenkombination kommt nicht ganz von ungefähr: Immerhin hat Hindemith zum „Rag Time“ aus seiner Suite „1922“ für Klavier ja geschrieben: „Betrachte hier das Klavier als eine interessante Art Schlagzeug und handle dementsprechend.“
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Gerade arbeite ich an einem Konzert für Trompete, Posaune, Tuba und Orchester, das im Oktober 2014 im Wiener Musikverein uraufgeführt werden wird. Danach werde ich mich mit einem Konzert für Orgel und Orchester befassen, ein Auftragswerk des Radio-Sinfonieorchesters Wien. Beide Projekte schlagen übrigens auch wieder einen Bogen zu Hindemith: Mit seiner Reihe der Bläsersonaten war er einer der Vorreiter dafür, Blasinstrumente wie Posaune oder Tuba solistisch zu behandeln, und sein wunderbares Orgelkonzert aus dem Jahr 1962 gehört überhaupt zu den ganz wenigen großen Werken für diese Besetzung.
Interview: Susanne Schaal-Gotthardt
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