Marie Sophie Warnecke
Die Mutter Paul Hindemiths, Marie Sophie Warnecke, wird am 29. Januar 1868 als Tochter eines Schafmeisters in Stammen bei Hofgeismar in Nordhessen geboren. Neben den Kindern Paul, Toni und Rudolf bringt sie 1906 Zwillinge auf die Welt, die kurz nach der Geburt sterben. Sie ist gezwungen, in fremden Haushaltungen zu arbeiten, um den Lebensunterhalt der fünfköpfigen Familie zu sichern.
Zu ihren Kindern hat Marie Sophie Hindemith zeitlebens ein enges Verhältnis. Sie gilt als der ruhende Pol der Familie, wird als fröhlich, selbstsicher und charakterfest beschrieben, leistet jedoch den drakonischen Erziehungsmaßnahmen des Vaters keinen Widerstand. Mit Paul verbindet sie eine innige Beziehung, die allerdings «ganz und gar unsentimental» ist. Paul soll sich «nicht ohne Anflug von Zärtlichkeit» daran erinnern, dass sie ihn nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg lediglich mit: «Da bist du ja!» begrüßte (H.H. Stuckenschmidt). Als Ausdruck seiner Verbundenheit widmet Paul Hindemith ihr 1937 seine «Unterweisung im Tonsatz. Theoretischer Teil».
Auch nach dem Tod des Vaters bleibt die Familie zusammen. Paul und Toni leben mit der Mutter in der Frankfurter Leerbachstraße und beziehen ebenfalls gemeinsam im Oktober 1923 den Kuhhirtenturm an der Südseite des Mains. Nach der Zerstörung des Kuhhirtenturms zieht Marie Sophie Hindemith 1944 mit ihrer Tochter Toni in die oberhessische Kleinstadt Butzbach, wo sie am 23. November 1949 stirbt.
[Eine Transkription des Briefes befindet sich in der Mediathek.]