[«Drei Gesänge» für Sopran und Orchester op. 9, Nr.3: Aufbruch der Jugend]
Kommentare Hindemiths zu seinem Frühwerk
Hindemith besaß zu seinem Frühwerk eine ambivalente Einstellung. Als er die Werke schrieb, hat er sie überschwenglich, stolz und glücklich in Briefen an Freunde kommentiert. Doch nur wenige Jahre später, im vollen Bewusstsein seines kompositorischen Vermögens wertet er sie als «altmodisches Zeug» und «absolut ungenießbar» ab und betreibt weder ihre Aufführung noch ihre Veröffentlichung. Andererseits verleugnet er sie nicht etwa, sondern zählt sie stets als seine ersten Werke mit und schlägt dann sogar gegen Ende seines Lebens die Veröffentlichung einiger dieser Werke in einer etwaigen Gesamtausgabe seiner Werke vor. Die Gegenüberstellung von Selbstkommentaren Hindemiths verdeutlicht einerseits sein wachsendes Selbstbewusstsein als Komponist und andererseits die Weite und Intensität seiner dann einsetzenden kompositorischen Entwicklung.
Klavierquintett op. 7
Brief von 1917/18: «Dann freilich muss es losgehen, als ob der Teufel Trommelfeuer machte. Die Streicher müssen wie wahnsinnig ins Zeug gehen, aber das Klavier darf vorerst nicht zu laut spielen, damit man noch ein bisschen von den Streichern hört. Nachher, wo das Thema im Klavier ist und die Begleitung in den Streichern, fegt ersteres natürlich auch wie nicht recht gescheit. Das Tempo ist schnell. Die Stelle muss ungeheuer roh und ungesittet klingen...»
Mitte der 30er Jahre: «Das war ganz ernst gemeint, ich habe mir manches dabei ‹abgerungen›. Es sollte ein Riesenwerk werden: dieses war nur der erste Teil. Bald schien es mir ein bisschen lächerlich und so ließ ich's bleiben.»
Drei Gesänge für Sopran und Orchester op. 9
Brief vom Juni 1917: «Sekles ist jetzt ganz entzückt davon, nachdem er sie als Ganzes gesehen hat. Er behauptet, die Instrumentation sei meisterhaft. Ich bin ordentlich stolz auf dieses Opus.»
Brief vom Mai 1922: «Uralte Sachen, die einer ohne mein Wissen in das Programm geschoben hatte. Ich habe sie natürlich zurückgezogen.»
Mitte der 30er Jahre: «Und mit dieser ‹gewaltigen Leistung› glaubte ich nun alle Schwierigkeiten beseitigt zu haben und der sichere Mann geworden zu sein.»