Deutsche Kammermusik Baden-Baden
1927 werden die Donaueschinger Kammermusiktage nach Baden-Baden verlegt. Das Musikfest heißt nun «Deutsche Kammermusik Baden-Baden» und wird von der Stadt Baden-Baden finanziell getragen.
Über den Abschied von Donaueschingen schreiben Heinrich Burkard, Georg Schünemann und Hindemith 1930 rückblickend: «Die Freunde der festlichen und heiteren Tage von Donaueschingen haben es immer wieder bedauert, dass dieser Ort verlassen wurde. [...] Donaueschingen der ersten Jahre war: eine Aufführungsstätte für Werke bis dahin unbekannter Komponisten. Was gewonnen wurde, zog bald in den Konzertsaal, wurde rasch dem allgemeinen Musikbetrieb eingegliedert. Die ‹Donaueschinger Idee› war fruchtbar. Donaueschingen wäre in der Folge auch eine der vielen Pflegestätten neuer Musik geblieben, wie sie nunmehr die allerorten sich bildenden Vereinigungen mit gleichem Ziel darstellten. [...] Andere Aufgaben schienen wichtiger. Die beschränkten Möglichkeiten der kleinen Stadt boten keine Möglichkeit, sie durchzuführen. Mangel an Mitteln, Unterkunftsschwierigkeiten und die Gefahr, dass die Veranstaltung aus einer ernsthaften musikalischen Tagung zu einem unterhaltsamen Weekend herabsinken könnte, führten zur Notwendigkeit eines Ortswechsels.»
Der programmatische Rahmen der Kammermusiktage wird in Baden-Baden erweitert. In den Konzerten des Jahres 1927 werden neben Kammermusikwerken Kompositionen für mechanische Instrumente, Filmmusiken und kleine musikalische Bühnenstücke, so auch Hindemiths Sketch Hin und zurück aufgeführt.
Für 1928 ruft der Musikausschuss, bestehend aus Heinrich Burkard, Joseph Haas und Paul Hindemith, zur Komposition von «Kammermusik aller Gattungen wie bisher (auch Werke für Cembalo), Filmmusik, kleinen musikalischen Bühnenwerken, Orgelwerken und Kammerkantaten» auf.
Ein zentrales Thema der Kammermusiktage des Jahres 1929 ist Originalmusik für Rundfunk. Die Aufführung des gemeinsam von Hindemith, Bert Brecht und Kurt Weill konzipierten Lindberghflug erntet überwiegend Beifall. Für einen Skandal sorgt dagegen die Uraufführung des Brecht-Hindemithschen Lehrstück vor allem deswegen, weil in der berüchtigten «Clown-Szene» ein Mensch in Stücke zersägt wird.