Gebrauchsmusik
Hindemith bestimmt: «Man wird immer zwischen zwei entgegengesetzten Arten des Musizierens unterscheiden: Vorspielen und Selbstspielen. Vorspielen ist der Beruf des Musikers, Selbstspielen Beschäftigung für den Laien.»
Für die Musik zum Selbstspielen und dann darüber hinaus für Musik, die einen besonderen Zweck verfolgt, hat sich die Bezeichnung «Gebrauchsmusik» durchgesetzt. Hindemith schreibt mit der Spielmusik für Streichorchester, Flöten und Oboen op. 43,1, den Liedern für Singkreise op. 43,2, dem Schulwerk für Instrumental-Zusammenspiel op. 44 oder der Sing- und Spielmusik für Liebhaber und Musikfreunde op. 45 Werksammlungen, die sowohl dem Selbstspielen der Laien dienen, als auch an die neue Musik heranführen sollen.
In einem Vorwort zur Kantate Frau Musika op. 45,1 erläutert er seine Absicht: «Die Musik ist weder für den Konzertsaal noch für den Künstler geschrieben. Sie will Leuten, die zu ihrem eigenen Vergnügen singen und musizieren, oder die in einem kleinen Kreis Gleichgesinnter vormusizieren wollen, interessanter und neuzeitlicher Übungsstoff sein.» In diesen Arbeiten hält Hindemith die spieltechnischen Ansprüche gering; die Instrumentierung lässt er teilweise offen, die nach den verfügbaren Instrumenten festgelegt werden kann. Er bestimmt sogar, dass Werkteile umgruppiert werden oder wegfallen können. Im Plöner Musiktag stellt er Stücke zusammen, die mit einer Morgenmusik, einer Tafelmusik, einer Kantate und einem Abendkonzert dem Tagesablauf im Internats-Gymnasium Plön folgen. Diese Stücke hat Hindemith teilweise erst an Ort und Stelle «nach Maß» komponiert, nachdem er die musikalischen Fähigkeiten der Schüler erkundet hatte.
In seinen späteren Jahren hat Hindemith den Begriff «Gebrauchsmusik» abgelehnt, weil bei jeder Musik die «Gebrauchsfähigkeit» «stillschweigend vorausgesetzt» werden sollte.