[Paul Hindemith spielt aus «Sonate für Bratsche allein», op. 25/1, 1. Satz: Breit. Viertel]
Weitere Konzerttätigkeit
Zusätzlich zu den zahlreichen Auftritten im Amar-Quartett konzertiert Hindemith immer wieder auch mit anderen Musikern. Die mit ihm befreundete Frankfurter Pianistin Emma Lübbecke-Job begleitet ihn häufig bei Solo-Abenden mit klassischer und zeitgenössischer Musik.
1922 entdeckt Hindemith die Alte Musik und das Spiel auf historischen Instrumenten: «Ich habe einen neuen Sport», berichtet er seiner Frankfurter Freundin Emmy Ronnefeldt, «ich spiele Viola d'amour, ein ganz herrliches Instrument, das ganz verschollen ist, und für das nur eine ganz kleine Literatur besteht. Das Schönste, was Du Dir an Klang vorstellen kannst; eine nicht zu beschreibende Süße und Weichheit. Es ist heikel zu spielen, aber ich spiele es mit großer Begeisterung und zur Freude aller Zuhörer.» Gemeinsam mit der Berliner Cembalistin Alice Ehlers sowie mit Maurits Frank und Rudolf Hindemith als Gambenspieler gibt er ab 1927 Konzerte mit Alter Musik.
In den zwanziger Jahren zählt Hindemith zu den besten Bratschern überhaupt. Über sein Spiel in der Sonate für Bratsche allein op. 25, Nr. 1 schreibt ein Schweizer Kritiker: «Wenn der kleine, untersetzte Mann mit seiner großen Bratsche ebenso energisch als selbstverständlich vor uns hintritt, so spielt er uns eben etwas vor, das, es mag nun sein, wie es will, die neue deutsche Instrumentalmusik bedeutet. Und wir haben keinen, der es augenblicklich besser macht – das Spielen sowohl als auch das Komponieren – ausgenommen vielleicht Hindemith selbst, wenn er so weiterfährt. [...] Dem Zeitgeschmack entsprechend – man ist so ungeduldig geworden – wird alles möglichst knapp, kurz und übersichtlich angeordnet. Das ‹neue› ist hauptsächlich der Hochdruck einer fast unglaublichen, dem maschinellen sich nähernden Virtuosität und die Zersetzung der Tonalität. An diese freie Harmonik hat man sich ja rasch gewöhnt, man empfindet sie schon längere Zeit als gar nicht mehr so besonders wesentlich. Aber die Virtuosität? Man hat das Gefühl, Hindemith als Spieler und Komponist schüttelt dies alles nur so aus dem Ärmel.»