Internationaler Ruf
Ende der 1920er Jahre ist Hindemith nicht nur einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Komponisten in einer anerkannten Position an der Berliner Musikhochschule, er zählt auch zu den herausragenden Interpreten seiner Zeit. Mit dem Amar-Quartett konzertiert er bis April 1929, obwohl die Koordination von Proben und Konzertterminen wegen seiner Berliner Verpflichtungen zusehends schwieriger wird. Danach schließt er sich in Berlin mit Joseph Wolfsthal und Emanuel Feuermann zu einem Streichtrio zusammen. Szymon Goldberg übernimmt 1932 nach Wolfsthals plötzlichem Tod den Geigenpart in dem Trio, das bis 1934 besteht.
Immer häufiger tritt Hindemith nun auch als Solist bei Orchesterkonzerten in Erscheinung. Die Solokonzerte für Bratsche (Kammermusik Nr. 5 op. 36, 4) und Viola d'amore (Kammermusik Nr. 6 op. 46, 1) komponiert Hindemith ebenso wie die Konzertmusik für Solobratsche und größeres Kammerorchester op. 48 im Hinblick auf seine eigene Konzerttätigkeit. Hindemith ist im Oktober 1929 auch Solist bei der Uraufführung des Bratschenkonzerts von William Walton. Darius Milhaud widmet Hindemith sein Bratschenkonzert, das dieser im Dezember 1929 aus der Taufe hebt.
Hindemith konzertiert erfolgreich mit vielen bedeutenden Dirigenten und Musikern. Im Mai 1933 berichtet der Rezensent einer Wiener Zeitung über Kammermusik-Konzerte beim Brahms-Fest: «Vier Künstler mit glanzvollen Namen: Schnabel, Huberman, Hindemith und Casals, waren auserwählt, an zwei Abenden einige Trios und Quartette zu Gehör zu bringen. Die vier erlesenen Musiker verstanden es, trotz disparatester, scharf profilierter musikalischer Individualität ein Zusammenspiel hervorzuzaubern, das vielleicht nicht ganz dem Begriff von Kammermusik entsprach, aber doch so viel Herrliches in Klang und Reinheit der Empfindung bot, dass man seine helle Freude haben konnte.»
Als international anerkannter Komponist erhält Hindemith Kompositionsaufträge. Das Orgelkonzert (Kammermusik Nr. 7 op. 46, 2) ist ein Auftragswerk des Frankfurter Rundfunks, das im Januar 1928 zur Einweihung der neuen Orgel des Senders uraufgeführt wird. Für das Elizabeth Sprague Coolidge Festival in Washington komponiert Hindemith 1930 die Konzertmusik für Klavier, Blechbläser und Harfen op. 49. Im selben Jahr entsteht auch die Konzertmusik für Streicher und Blechbläser op. 50, ein Werk, um das Serge Koussevitzky zum 50jährigen Bestehen des Boston Symphony Orchestra Hindemith gebeten hatte.