[aus «Konzertmusik» für Klavier, Blechbläser und Harfen, op. 49, Schlusssatz: Mäßig schnell, kraftvoll]
Konzertmusiken
«Es scheint so, als ob jetzt allmählich wieder die Welle für ernste und große Musik käme», schreibt Hindemith 1931 an seinen Verleger. Diese stilistische Veränderung mit ihrer Distanzierung von der Musik der 1920er Jahre hat Hindemith 1929/30 in seiner Reihe von «Konzertmusiken» selbst vorbereitet: in der Konzertmusik für Solobratsche und größeres Kammerorchester op. 48, der Konzertmusik für Klavier, 2 Harfen und Blechbläser op. 49 sowie der Konzertmusik für Streicher und Blechbläser op. 50 (das letzte Werk, dem Hindemith eine Opus-Zahl gibt).
Diese stilistische Veränderung festigt und bestätigt dann 1932 ein Werk wie das Philharmonische Konzert, das Hindemith zum 50jährigen Bestehen der Berliner Philharmoniker beisteuert. Der Begriff «Konzertmusik» umschreibt mit der Institution des «Konzertes» das Repräsentative dieser Musik, die im Vergleich zu der Reihe der Kammermusiken Nr. 1-7 einfacher, eingängiger, überschaubarer, harmonisch regulierter und plastischer geformt ist. Sie verliert nun alles Grelle, Rüde oder Avantgardistische, auch das Nüchterne und Sachliche. Im Schlusssatz der Konzertmusik op. 49 zitiert Hindemith sogar erstmals ein Volkslied: «So wünsch ich ihr ein' gute Nacht».
Diese Vereinfachung der Musik, die Hindemith dann in den 1930er Jahren noch intensiver weiterführen wird, ist von den Zeitgenossen gerühmt worden; Theodor W. Adorno schreibt über das Philharmonische Konzert: « [...] die Melodik ist plastisch geprägt und der Zufälligkeit enthoben; die Harmonik kontrolliert. Dabei verschlägt es nichts, dass diese deutlich auf die Tonalität zurückgreift, wie sie schon im melodischen Kopfmotiv angelegt ist; es kommt zunächst nur darauf an, dass an Stelle bloß rhythmischer und kontrapunktischer bewusst harmonische und melodische Probleme gestellt sind, die, konsequent genug verfolgt, aus sich selber zu jener Reinigung – damit aber Aktivierung des Hindemithschen Stils führen sollten, die mir bei Hindemith gefordert scheint.»