Lehrmethode
Am 1. Mai 1927 nimmt Hindemith den Unterricht als Kompositionslehrer an der Musikhochschule in Berlin auf. Seine Stunden besuchen unter anderem Georg Blumensaat, Remi Gassmann, Harald Genzmer, Walter Leigh, Franz Reizenstein, Oskar Sala und Rudolf Wittelsbach. Hindemith ist davon überzeugt, dass die technische Fertigkeit im Umgang mit dem musikalischen Material neben Einfall und Inspiration eine wesentliche Voraussetzung für das erfolgreiche Komponieren bildet.
Sein Unterricht ist daher deutlich praxisorientiert, wie ein Bericht zeigt, in dem er seine Methode anhand verschiedener Beispiele darlegt: «Der Unterricht beginnt um 9 Uhr. Schüler A bringt die Instrumentation eines Klavierstückes aus der Zeit um 1900. Die Partitur ist für großes Orchester angelegt, der Schüler beherrscht die Orchestertechnik ganz gut, da er als angehender Dirigent viel mit dem Orchester zu tun hat. Schwierigkeiten hat er beim Setzen des vollen Orchesters, auch die Mischungen zwischen Holz und Blech gelingen ihm nicht. Er wird korrigiert, und zur Erhärtung der Belehrungen wird eine Anzahl Partituren von Brahms, Wagner und Bruckner herangezogen. Die Posaunen haben ein tiefes E, und da er nicht einsehen will, dass dieser Ton in manchen Zusammenstellungen nicht anwendbar ist, zeigt man ihm auf dem Instrument die Ausführung. Wenn er praktisch vor sich sieht, dass der Bläser für das Intervall E-B den Zug um einen halben Meter verschieben muss, wird er sich das nächste Mal sicher hüten, diese Bindung in lebhaftem Zeitmaß zu verlangen.»
Hindemith unterhält sich mit seinen Schülern auch «über das Konzertwesen überhaupt, über Vermittler, Säle, Reklame, Konzertgesellschaften und Aufführungsgebühren.»