Neue Medien
Der fortschrittliche Geist, der dank der Initiative ihres stellvertretenden Direktors Georg Schünemann in der Berliner Musikhochschule herrscht, kommt Hindemiths eigenen Interessen sehr entgegen. Mit großem Engagement lotet er die Möglichkeiten aus, die Film und Rundfunk, mechanische und elektrische Musikinstrumente dem Komponisten eröffnen.
Filmmusik beschäftigt ihn schon seit längerer Zeit: bereits 1921 hat er die Musik zum Film «In Sturm und Eis» von Arnold Fanck komponiert. Beim Musikfest «Deutsche Kammermusik Baden-Baden» stellt er 1927 seine Musik zum Film «Felix der Kater» vor.
Mit Hans Richter konzipiert er 1928 den Film Vormittagsspuk: «Unser Film ist kein Spielfilm, sondern eine Abart des abstrakten Films, bei dem Menschen nur Staffage bedeuten werden. Mich interessieren hier in der Hauptsache die Bewegungsmotive, die musikalisch erfasst und ausgewertet werden sollen, mehr als die Handlung an sich – das Filmoptische soll sich hier zum Intensiv-Musikalischen formen.»
Im Studienjahr 1929/30 arbeitet er im Rahmen eines Tonfilmkurses zusammen mit seinen Schülern an Problemen der Filmmusik. Über die Experimente an Einrichtungen in der Rundfunkversuchsstelle berichtet Harald Genzmer: «Wir stiegen in den 4. Stock der Musikhochschule hinauf, wo sich die Rundfunkversuchsstelle angesiedelt hatte. Friedrich Trautwein arbeitete dort am Trautonium; er hatte dieses elektronische Instrument 1930 erfunden, und Hindemith interessierte sich sehr für die Weiterentwicklung.»
‹Des kleinen Elektromusikers Lieblinge› ist der Titel von Hindemiths erster, im Jahre 1930 entstandener Komposition für das Trautonium. 1931 komponiert er ein Konzertstück für ein Trautonium mit Begleitung des Streichorchesters. Für das neue Medium Rundfunk entsteht das Radio-Hörspiel ‹Sabinchen›. Beim Musikfest «Neue Musik Berlin 1930» stellt Hindemith seine Musik ‹Versuche Grammophonplatten-eigene Stücke zu machen› vor.