USA-Reisen
Da es Hindemith in Deutschland untersagt wird zu musizieren, muss er sich nach anderen Möglichkeiten der Betätigung im Ausland umsehen. Im Sommer 1936 erhält er eine Einladung zum Elizabeth Sprague Coolidge Festival nach Washington, um dort eigene Werke zu spielen. Mit Hilfe seiner amerikanischen Vertretung, den Associated Music Publishers in New York, organisiert der Schott-Verlag daraufhin noch weitere Konzerttermine.
Ende März 1937 macht sich Hindemith zum ersten Mal auf die etwa neun Tage dauernde Reise per Schiff nach Amerika. Während der knapp sechswöchigen Tournee, die ihn nach Washington, Boston, Chicago, Buffalo und New York führt, gibt er insgesamt zehn Konzerte. Am 21. April spielt er in Chicago die Uraufführung der erst unmittelbar zuvor komponierten Sonate für Bratsche solo. Eine zweite Konzertreise führt ihn von Februar bis April 1938 zum ersten Mal nach Neuengland, in die Gegend also, die später sein Zuhause werden wird.
Hindemiths Konzerte finden in Amerika große Anerkennung. Bei Schallplattenaufnahmen eigener Werke spielt er unter anderem das Bratschenkonzert Der Schwanendreher ein. Neben den beruflichen Verpflichtungen genießt Hindemith seine Amerika-Reise auch als Tourist. Er besichtigt das New Yorker Metropolitan Museum und die Niagara-Fälle, und er besucht seinen in der Nähe von New York lebenden Onkel und dessen Familie.
Seine längste USA-Reise unternimmt Hindemith von Ende Januar bis Anfang Mai 1939. Er bereist diesmal auch den Westen der Vereinigten Staaten und besichtigt die Filmstudios in Hollywood. Die stille Hoffnung, im Bereich der Filmmusik ein neues Betätigungsfeld zu finden, zerschlägt sich angesichts der desillusionierenden Eindrücke, die Hindemith vom Filmgeschäft gewinnt: «Ich glaube, dass ich von der Idee, hier am Film irgendwas mitzumachen, (die noch durch die völlig wahnwitzige Idee, etwas künstlerisch Wertvolles hervorzubringen, gestützt war) ziemlich kuriert bin. Ernsthaft kann man das nicht betreiben», gesteht er in einem Brief an seine Frau, die in Berlin zurückgeblieben ist. Aufmerksam und stets mit Blick auf seine eigenen Zukunftsperspektiven beobachtet er auch das bisweilen beklagenswerte Schicksal emigrierter Künstler in den Vereinigten Staaten.