[Paul Hindemith spricht über Matthias Grünewald]
Auf dem Weg zur Oper «Mathis der Maler»
Hindemith hofft schon während der Arbeit an Das Unaufhörliche, Benn für ein Opernprojekt zu gewinnen. Benn zeigt sich aufgeschlossen, doch während er an einen zeitgenössischen Stoff denkt, interessieren Hindemith eher historische Stoffe aus dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit, etwa über die Gestalt Gutenbergs oder diejenige Grünewalds, auf die ihn der Schott-Verlag 1932 aufmerksam macht. Doch nach Benns Sympathiebekundung für den Nationalsozialismus vom Frühjahr 1933, die Hindemith ebenso entsetzt wie fassungslos kommentiert, bricht er den Kontakt zu Benn ab.
Mittlerweile beschließt Hindemith, erstmals selbst ein Libretto zu schreiben: «Schließlich weiß ich, was ich will und die Worte haben diese Dichter doch immer nur machen können, wenn ich Ihnen ganz genau vorgeschrieben habe, was sie tun sollen.» Weder die Gestalt Gutenbergs inspiriert Hindemith, noch zunächst diejenige Grünewalds: «Grünewald wäre gut, wenn er nicht gerade Maler wäre.»
Da er keinen Stoff findet, beginnt er, eine Reihe von Klavierliedern, dann ein zweites Streichtrio zu komponieren: «Es ist ein dämlicher Zustand. Ich bin geladen und könnte jeden Tag mit einer Theatermusik loslegen.» Im Oktober 1932 nimmt er eine Zusammenarbeit mit Ernst Penzoldt an einem Opernstoff über dessen Novelle ‹Etienne und Luise› auf. Diese Arbeit ist bereits weit gediehen, als sie Hindemith im Februar 1933 aus politischen Gründen abbricht, weil er im nationalsozialistischen Deutschland keine Chancen für solch eine Oper sieht. Auf der Suche nach neuen Stoffen erinnert sich Hindemith im Juni 1933 an Grünewald und schreibt an seinen Verlag: «...ich will Ihnen nur kurz mitteilen, dass ich sehr stark mit dem Grünewald beschäftigt bin und allmählich hoffe, etwas herstellen zu können...»