[aus: «Symphonie Mathis der Maler», 1. Satz: Engelkonzert]
[aus: «Symphonie Mathis der Maler», 3. Satz: Versuchung des heiligen Antonius]
Grünewald-Rezeption
Hindemiths Oper Mathis der Maler steht einerseits mit ihrer Darstellung fürchterlicher Kriegsgreuel (IV. Bild) im Kontext bedeutender Antikriegsliteratur, die in Romanen wie ‹Im Westen nichts Neues› von Erich Maria Remarque oder ‹Krieg› von Ludwig Renn erst Ende der 20er Jahre die katastrophalen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges verarbeitet. Andererseits hat sie an der modernen Grünewald-Rezeption großen Anteil, die Joris-Karl Huysmans um die Jahrhundertwende initiiert und die in den Adaptionen der Malerei Grünewalds bei Max Beckmann und vor allem Otto Dix in den 30er Jahren ihren ersten Höhepunkt findet.
Hindemiths Libretto ist in den ersten Entwürfen direkt von Huysmans beeinflusst. Mit Beckmann und Dix war Hindemith bekannt; Dix' Triptychon ‹Der Krieg› wird er zweifellos im Herbst 1932 in Berlin gesehen haben. Eine ‹Versuchung des Hl. Antonius› – so der Titel des Schlusssatzes aus Hindemiths Symphonie Mathis der Maler und einer Tafel des ‹Isenheimer Altars› von Grünewald – malen Beckmann 1936/37, Dix 1939 bzw. 1944 und Max Ernst 1945. Dieses Sujet schien geeignet, «Krisenhöhepunkte des Individuums in apokalyptisch-realistischer Situation» (Friederike Becker) auszudrücken. Für Alfred Rosenberg, den Reichsleiter des «Kampfbundes für deutsche Kultur», war der ‹Isenheimer Altar› denn auch ein Beleg für die «semitische Infiltration» Europas.