Entartete Kunst und Musik
Die staatliche Beeinflussung greift auch in die Freiheit von Kunst und Kultur ein. Im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie überwachen die einzelnen Kammern der unter Führung von Joseph Goebbels stehenden «Reichskulturkammer» Presse, Theater, Film und Funk, Literatur, Bildende Kunst, Malerei und Musik.
Die Reglementierungen betreffen alle Details der künstlerischen Betätigung, im musikalischen Bereich etwa die Genehmigung von Konzertprogrammen oder Auslandsreisen der Künstler. Mit Gewalt wird jegliche Kunstausübung verfolgt, die nicht der nationalsozialistischen Ideologie entspricht. Am 10. Mai 1933 werden in zahlreichen Städten die Schriften «undeutscher» Autoren wie Thomas und Heinrich Mann, Sigmund Freud, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque oder Erich Kästner verbrannt.
Hinter dem «Kampf gegen den Kulturbolschewismus», dem sich reaktionäre Kreise schon während der zwanziger Jahre verschrieben hatten und der nun zum Programm der Reichskulturkammer erklärt wird, steht eine kleinbürgerlich-spießige, prüde und strikt antimoderne Kunstauffassung. In der Ausstellung «Entartete Kunst» 1937 in München werden Werke von Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Wassilij Kandinski, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Emil Nolde und vielen anderen gezeigt, die den «jüdisch-bolschewistischen Generalangriff auf die deutsche Kunst» dokumentieren sollen. Im Mai 1938 findet analog dazu die Ausstellung «Entartete Musik» in Düsseldorf statt. Hier werden neben vielen anderen Gustav Mahler, Franz Schreker, Arnold Schönberg, Anton Webern, Ernst Krenek und Kurt Weill angeprangert. Paul Hindemith, dem ein ganzer Abschnitt der Ausstellung gewidmet ist, wird als «Theoretiker der Atonalität» und «jüdisch versippt» beschimpft.