[aus: «Symphonie Die Harmonie der Welt», 1. Satz: Musica Instrumentalis]
[Paul Hindemith spricht über die Entstehung der Oper «Die Harmonie der Welt»]
Die Oper Die Harmonie der Welt
Die Oper Die Harmonie der Welt über den Astronom Johannes Kepler fasst, wie kein anderes seiner Werke, Hindemiths musiktheoretische und -ästhetische Überzeugungen zusammen: die Auffassung von Tonordnung als Abbild allgemeiner Naturordnung und die Überhöhung dieser Ordnung in einer kosmischen Sphärenharmonie. In diesem Sinne ist es das Hauptwerk seiner mittleren Schaffenszeit und leitet zu seinem Spätwerk über.
Die Konzeption dieses Werkes reicht denn auch bis in die späten 1930er Jahre zurück. Bereits 1940 wollte Hindemith die Ausarbeitung in Angriff nehmen, die jedoch durch die politische Katastrophe in Europa verhindert wurde. Gleichwohl hat er mit Unterbrechungen stets an diesem Projekt weitergearbeitet und vor allem auch intensive historische Studien betrieben. Der Weihnachten 1941 komponierten Motette In Principio erat Verbum legt er das Thema zugrunde, über das auch die Schlussszene der Oper gebaut sein wird. 1951 entsteht die Symphonie Die Harmonie der Welt, zu der Hindemith erläutert: «Die drei Sätze sind konzertmäßig verarbeitete Musikstücke aus einer Oper. Diese handelt vom Leben und Wirken Johannes Keplers, den ihn fördernden oder hindernden Zeitereignissen und dem Suchen nach der Harmonie, die unzweifelhaft das Universum regiert.» Erst 1956 kann Hindemith unter großen Anstrengungen das Libretto fertigstellen und dann bis zum Mai 1957 die Musik vollenden. Die Uraufführung am 11. August 1957 an der Münchner Staatsoper dirigiert er selbst.
Das gedankenreiche Werk ist lehrhaft-episch, weniger dramatisch motiviert. Die polyphone Satztechnik findet ihre dramaturgische Entsprechung in den Simultanszenen mit ihrer Gleichzeitigkeit des schlechterdings Unvereinbaren, die den Werktitel Die Harmonie der Welt Lügen zu strafen scheint. Dargestellt ist fast nur die Disharmonie, in der Kepler lebt; er bekennt: «Die große Harmonie, das ist der Tod. [...] Im Leben hat sie keine Stätte.» Doch kann dieser Disharmonie nur durch eine Ahnung einer letzten Harmonie der Welt standgehalten werden, die zu erkennen und zu verkünden Kepler aufgegeben war.