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TITEL
Mathis der Maler
UNTERTITEL
Oper in sieben Bildern. Text von Paul Hindemith
JAHR
1934-35
KATEGORIE
Serie 01: Bühnenwerke I,9
WIDMUNG
SATZBEZEICHNUNG
BESETZUNG
• Personen: Albrecht von Brandenburg, Kardinal, Erzbischof von Mainz (Tenor) – Mathis, Maler in seinen Diensten (Bariton) – Lorenz von Pommersfelden, Domdechant von Mainz (Baß) – Wolfgang Capito, Rat des Kardinals (Tenor) – Riedinger, ein reicher Mainzer Bürger (Baß) – Hans Schwalb, Führer der aufständischen Bauern (Tenor) – Truchseß von Waldburg, Befehlshaber des Bundesheeres (Baß) – Sylvester von Schaumberg, einer seiner Offiziere (Tenor) – Der Graf von Helfenstein (stumme Rolle) – Der Pfeifer des Grafen (Tenor) – Ursula, Riedingers Tochter (Sopran) – Regina, Schwalbs Tochter (Sopran) – Gräfin Helfenstein (Alt) – Chor • Orchester: 2 (beide auch Picc.) / 2 / 2 / 2 – 4 / 2 / 3 / 1 – P. S. (Trgl. / Gl. [Es] / hg. Beck / Beckenpaar / Tamt. / Tamb. / Rührtr. / Holztr. / kl. Tr. / gr. Tr. / Kast.) (3 Spieler) – Str. • Bühnenmusik (im vierten Bild): 3 Tromp. – Gl.
DAUER
180’ / sieben Bühnenbilder
ERSTAUFFUEHRUNG
28.5.1938 Zürich, Stadttheater Dirigent: Robert F. Denzler Inszenierung: Karl Schmid-Bloß und Hans Zimmermann Bühnenbild: Roman Clemens
AUSGABEN
• Erstausgabe der Partitur (Faksimile der Partitur): 1937• Erstausgabe des Klavierauszuges: 1935 Weitere Ausgaben• Hindemith-GA Band I, 9: Mathis der Maler, hg. von Giselher Schubert, Mainz 2017/18 (PHA 109-10, PHA 109-20, PHA 109-30)• Studienpartitur Edition Schott ED 4575• Klavierauszug (dt./engl.) Edition Schott ED 5800 (Paul Hindemith) • Textbuch (dt.) BN 3372-30
QUELLEN
Autographe Quellen+K13Partitur • Umfang: 525 S. • Datierung: Juli 1935 Autographe Neuschrift von Partiturseiten• Umfang: 8 S. Autographer Klavierauszug• 1. Bild Umfang: 66 S. Datierung: 1934 • 2. Bild Umfang: 72 S. Datierung: 7.10.1934• • 3. Bild Umfang: 74 S. Datierung: 6.8.1934• 4. Bild Umfang: 72 S. • 5. Bild Umfang: 60 S. Datierung: 9.11.1934• 6. Bild Umfang: 102 S. Datierung: 11.9.1933• 7. Bild Umfang: 38 S. Datierung: 9.8.1934Szenen- und Szenariumsentwürfe aus dem Nachlass Hindemiths (1933/34)• Notizheft "Mathis der Maler"Umfang: 90 S.• Szenariumsentwurf zu drei BildernUmfang: 20 S.• Szenariumsentwurf zu sieben BildernUmfang: 19 S.• Szenariumsentwürfe zum Dritten und Vierten BildUmfang: 7 S.• Szenariumsentwurf zum Sechsten BildUmfang: 4 S.Szenen- und Szenariumsentwürfe, die dem Schott-Verlag zugestellt wurden• Szenenentwurf September 1933Umfang: 10 S. • Szenenentwurf Anfang November 1933Umfang: 1 S. • Szenenentwurf Ende November 1933Umfang: 12 S. • Szenenentwurf Anfang Januar 1934 Libretto-Entwürfe aus dem Nachlass von Paul Hindemith• Libretto-Entwurf einer Szene zwischen Mathis und Schwalb sowie zwischen Regina und MathisUmfang: 4 S.• Libretto-Entwurf einer Ensemble-Szene im Hause RiedingersUmfang: 6 S.• Libretto-Entwurf einer Szene zwischen Ursula und MathisUmfang: 4 S.• Libretto-Entwurf einer Szene zwischen Capito und AlbrechtUmfang: 4 S.• Erste Libretto-Niederschrift des Ersten BildesUmfang: 13 S.• Erste vollständige Niederschrift des LibrettosUmfang: 81 S.• Zweite vollständige Niederschrift des LibrettosUmfang: 81 S.• Neufassung des Librettos für den 2. Auftritt im 5. BildUmfang: 6 S.• Neufassung des Librettos für den 1. Auftritt im Fünften Bild• Umfang: 5 S.Skizzen• Im Skizzenbuch "Mathis Symphonie | Duett f. Bratsche & Cello | 1934": 61 S.• Skizzenbuch "I | Mathis | 1934": 96 S.• Skizzenbuch "III/VII Mathis | 1934 | Aug. 34": 92 S.• Skizzenbuch "VI/II | 1934 Mathis": 96 S.• Skizzenbuch "II/IV | 1934 Mathis": 90 S.• Skizzenbuch "VII2/VI/1 | Mathis | 1934": 96 S.• Skizzenbuch "V | 1934 Mathis": 94 S.Lektüre-Exzerpte und Materialsammungen• Heft "Capito | Hermann v. Köln | Richard v. Trier | Wahlverschreibung Albrecht | v. Brandenburg": 54 S.• Heft "Rolfs | Zülch | Mathis Grün | Cochleus | Ludwig v.d. Pfalz | Friedrich v. Sachsen | Capito II | Jakob Heller": 60 S.• Heft "Wahl 1519 | Joachim v. Brandenburg": 24 S.• Heft "Luther in Frkft | Seligenstadt | Frankf. Messe | Kriegk u.a.": 32 S.• Heft "Frankfurt (Lersner) | Lorenz v. Pommersfelden | Oppenheim": 64 S.• Heft "Konzerte von | 1931 an": 28 S.• Heft "Literatur": 18 S.Aufbewahrungsort: Hindemith Institut Frankfurt (aus dem Nachlass von Paul Hindemith)
KEYWORDS
Bühnenwerke, Oper, stage works, opera
BEMERKUNGEN
INHALTDer im Dienst des Kardinals Albrecht stehende Mathis verhilft Bauernführer Schwalb und dessen Tochter Regina zur Flucht vor dem Bundesheer. Gegenüber Albrecht bezieht er Position für die Bauern und bittet um seine Entlassung. Hauptmann Capito dringt mit Landsknechten in das Haus des lutherischen Bürgers Riedinger ein und konfisziert Bücher. Er übermittelt Luthers Aufforderung an Albrecht, zu heiraten. Riedingers Tochter Ursula, die Mathis liebt, muss entscheiden, ob sie Albrecht heiraten will. Ihre Bitte, mit Mathis gehen zu dürfen, lehnt dieser ab: Er will die Bauern unterstützen. Sie fügt sich in ihr Schicksal, während auf dem Marktplatz die Bücher brennen. Mathis sieht bald die Vergeblichkeit seines Einsatzes für die Bauern ein und nimmt sich nach dem Tod von Schwalb der verwaisten Regina an. Albrecht lehnt den Vorschlag zu heiraten ab. In einer Vision sieht Mathis Weggefährten als Sinnbilder von Reichtum, Macht, Sinnenfreude, Entsagung und Weisheit. Paulus (Kardinal Albrecht) weist ihm den Weg zurück zur Kunst: „Geh hin und bilde!“ Mathis hat den Isenheimer Altar vollendet. Ursula kümmert sich um die sterbende Regina. Albrecht will Mathis zu sich holen, doch dieser lehnt ab. Müde geworden sucht er die Einsamkeit und nimmt Abschied.KOMMENTAR Mathis der Maler ist das prominenteste Dokument eines stilistischen Wandels, der sich seit 1930 mit homogeneren, stärker streicherdominierten Klangfarben, einer deutlicher tonalen Ausrichtung sowie klaren formalen Strukturen angedeutet hatte. Auch einige der satztechnischen Mittel, die in der Unterweisung im Tonsatz (1937) theoretisch begründet werden, sind hier angewendet. Die bereits im Konzert für Klavier, Blechbläser und Harfen op. 49 (1930) erprobte Praxis, Volksliedsätze und Choralmelodien der eigenen musikalischen Diktion zu adaptieren, wird in der Oper ausgebaut und zu einem charakteristischen Stilmittel erweitert, das auch spätere Werke Hindemiths prägen wird (u.a. im Bratschenkonzert Der Schwanendreher). Stoffwahl und Entstehungsgeschichte von Mathis der Maler, zu dem Hindemith das Libretto selbst verfasste, sind eng mit seiner eigenen Situation seit 1933 verbunden. Der Maler Mathias Grünewald (um 1475-1528) steht im Zentrum eines vielschichtigen Ideendramas vor dem Hintergrund historischer Ereignisse zur Zeit der Bauernkriege. Mathis sucht eine Antwort auf die Frage, welche Funktion der Kunst und ihrem Schöpfer in Zeiten politischer Krisen zukommt. In Kunst und Kunstausübung liegt, so das Fazit der Oper, eine moralische Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. Allerdings scheitert Mathis an diesem Auftrag: „Wo nur für Kampf und Blut Platz ist, gedeiht nicht die Kunst“ (6. Bild, 3. Auftritt). In Mathis’ Entsagung treten die autobiographischen Züge des Werkes zutage. Die zeitgleich mit ersten Arbeiten am Text entstandenen Instrumentalsätze „Engelkonzert“, „Grablegung“ und „Versuchung des hl. Antonius“ wurden als Symphonie „Mathis der Maler“ im März 1934 in Berlin von Furtwängler und den Berliner Philharmonikern uraufgeführt. Dem einhelligen Erfolg folgte massive Propaganda von NS-Kulturpolitikern gegen Hindemith. Nach Furtwänglers gescheitertem Versuch, den Komponisten in Schutz zu nehmen, zog sich Hindemith schrittweise aus Deutschland zurück und emigrierte 1938 in die Schweiz, 1940 in die USA.