Schott-Verlag
Im Mai 1919 lädt Bernhard Sekles den Inhaber des angesehenen Verlagshauses B. Schott's Söhne in Mainz, Geheimrat Dr. Ludwig Strecker, zu einem Konzertabend ein, bei dem ausschließlich Werke Hindemiths vorgestellt werden. Der Verleger erhält für das Konzert zwar keine Ausreisegenehmigung aus dem französischen Besatzungsgebiet, doch lässt er sich Partituren des jungen Komponisten schicken und bietet ihm für sein 2. Streichquartett f-moll op. 10 ein «Ehrenhonorar von M 100.--» an.
Selbstbewusst antwortet Hindemith am 3. Juli: «Mit 100.- Mk ist mir nicht einmal das Notenpapier und das Ausschreiben der Stimmen bezahlt, viel weniger die zur Komposition verwandte Mühe und Zeit. Ihr Vorschlag bedeutet mir eine reichliche Missachtung der geistigen Arbeit, auf den ich natürlich unter keinen Umständen eingehen werde. [...] Mit dem Inhaber eines [großen Verlages] habe ich nun gestern zufällig gesprochen, und er hat mir sofort – ohne das Stück zu sehen, nur auf den Erfolg meines neulich veranstalteten Konzertes hin – 500.- Mk für das Quartett geboten. Sollten Sie mittlerweile gesonnen sein, das ‹Ehrenhonorar› ganz bedeutend über diese Summe zu erhöhen, so bin ich mit Ihren Vorschlägen einverstanden. Im anderen Falle ersuche ich Sie um möglichst baldige Zurücksendung der Partitur, damit ich sie dem anderen Verlag schicken kann.»
Strecker reagiert mit einem neuen Angebot: «Meine Firma übernimmt außer dem Quartett die Bratschen-Sonate [Sonate für Bratsche und Klavier op. 11 Nr. 4] und die beiden Violin-Sonaten [Sonate in Es für Klavier und Violine op. 11 Nr. 1 und Sonate in D für Klavier und Violine op. 11 Nr. 2] für ein Gesamt-Honorar von M 1000.--. Dafür aber erklären Sie sich bereit, alle anderen Arbeiten uns zuerst anzubieten und keinem anderen Verlage zu günstigeren Bedingungen zu überlassen wie zu denen Sie sie uns angeboten haben.» Am 3. September 1919 unterzeichnet Hindemith den Vertrag. Nach erneuten Verhandlungen Ende 1922 wird ein neuer Vertrag geschlossen, der für Hindemith u.a. eine feste monatliche Zahlung vorsieht. Hindemith kann daraufhin seine Position als Konzertmeister der Frankfurter Oper aufgeben.
Der Schott-Verlag bleibt Hindemiths einziges Verlagshaus. Bis auf einige wenige Frühwerke nimmt er alle von ihm zur Veröffentlichung angebotenen Kompositionen an. Zwischen Hindemith und den Söhnen von Geheimrat Dr. Strecker, Dr. Ludwig Strecker und vor allem Willy Strecker, entwickelt sich im Laufe der jahrzehntelangen Zusammenarbeit eine enge, bald sehr freundschaftliche Beziehung.