Frankfurt 1918-1927
Frankfurt, das noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts kulturell vom konservativen Bürgertum geprägt war, entwickelt sich nach dem Ersten Weltkrieg zu einer modernen Metropole. Ernst May, von 1925 bis 1930 Stadtbaurat in Frankfurt, errichtet hier seine berühmten Mustersiedlungen; Max Beckmann wirkt als Pädagoge am Städelschen Kunstinstitut; Paul Hindemith lebt in Frankfurt ebenso wie eine Reihe expressionistischer Dichter, u.a. Fritz von Unruh. Das Institut für Sozialforschung hat hier seinen Sitz, und die Frankfurter Zeitung erlangt internationale Bedeutung.
Unter Ludwig Landmann, Oberbürgermeister von 1924 bis 1933, entwickelt sich Frankfurt zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Gegenpol zu Berlin. Theater und Oper der Stadt gewinnen als Uraufführungsbühnen größte Beachtung. In der Frankfurter Oper werden unter der Leitung Ludwig Rottenbergs, Gertrud Hindemiths Vater, zahlreiche Werke, u.a. von Bartók, Krenek, Schreker oder Hindemith, uraufgeführt.
Hermann Scherchen, Leiter der Frankfurter Museumsgesellschaft, initiiert u.a. das Kammermusikfest Neue Musik von 1923 (Uraufführung von Hindemiths Das Marienleben), eine Feier zu Schönbergs 50. Geburtstag mit einer Aufführung der «Gurrelieder», bei der Hindemith, Rottenberg, Sekles und der Oberbürgermeister im Chor mitsingen, sowie das 54. Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins im Sommer 1924 (Uraufführung von drei Bruchstücken aus der Oper «Wozzeck» von Alban Berg) oder das Strawinskyfest im Herbst 1925.