Hindemiths Tod 1963
Hindemith muss in seinen letzten deutschen Konzerten eine seltsame Stimmung von Abschied verbreitet haben, die ein Kritiker in einer Rezension eines Konzertes in Stuttgart vom Februar 1963 beschrieben hat: «Vielleicht war es auch Hindemith selbst, der diese Atmosphäre der Ehre und Furcht um sich verbreitete. Wohl erwiderte er die ehrfurchtsvollen Ovationen einige Male mit einem freundlichen Lächeln. Aber als er, auf das Dirigierpult wie auf die Reeling eines auslaufenden Schiffes gestützt, von oben schweigsam und hintergründig sein Publikum musterte, war es ein Abschied.» Gleichwohl fühlte sich Hindemith völlig gesund und erschloss aus der Geschichte seiner Familie für sich ein hohes Lebensalter.
Am 4. November 1963 bricht er zu Konzerten mit den Wiener Philharmonikern nach Wien auf, besucht dort auch Aufführungen an der Staatsoper und leitet am 12. November die Uraufführung seiner Messe für gemischten Chor a cappella in der Wiener Piaristenkirche. Am 16. November, an seinem 68. Geburtstag, erkrankt er in Blonay mit hohem Fieber, ohne dass die Ursache der Erkrankung festgestellt werden kann. Zu weiteren Konsultationen wird Hindemith nach Frankfurt gebracht. «Wir hatten unseren Frankfurter Aufenthalt geheim gehalten, um nicht die Zeitungsleute aufmerksam zu machen. Außerdem war Paul ja nur zur Untersuchung ins Krankenhaus gegangen und eigentlich war er ganz froh, so eine Woche oder 2 im Bett zu liegen und wollte Noten schreiben – also es war garnicht dramatisch zunächst.» (Gertrud Hindemith in einem Brief an eine Freundin). Am 9. Dezember setzen jedoch Schlaganfälle ein, denen Hindemith am späten Abend des 28. Dezember erliegt.
Nach seinem Tod wird festgestellt, dass er eine Blutung in der Bauchspeicheldrüse hatte. Gertrud Hindemith: «Sein Stündlein war also da. Selbst wenn wir ihn noch aus dem Krankenhaus herausbekommen hätten, wäre diese Sache in spätestens 3 Wochen aufgebrochen und er hätte schwer leiden müssen.»
Hindemith wird am 4. Januar 1964 im engsten Freundeskreis auf dem Friedhof in St. Légier (Waadt, Schweiz), in unmittelbarer Nähe seines Schweizer Heims in Blonay, beigesetzt. Ansprachen halten Wolfgang Stresemann, Heinrich Straumann und Maurice Zermatten. Anton Heiller, der Solist seiner Wiener Konzerte vom November, spielt aus Hindemiths Orgelmusik.